Freitag, 26. Mai 2017

Wie man einen Fächer beschriftet - Irene Winters und der Bücherball

Erstellungsdatum: Mai 2017


Über den Bücherball und den Anlass für das Irene Winters Kostüm habe ich bereits ausführlich berichtet.

Ein Accessoire, das ich auf jedem Ball brauche ist ein Fächer. Was gibt es eleganteres als sich mit einem Fächer Luft zuzufächern, wenn es warm geworden ist beim Tanzen?



So einen beschrifteten Fächer gibt es natürlich nicht so zu kaufen, wie ich ihn haben wollte. Also habe ich einen Fächer aus Papier gekauft, der nicht beschriftet war.
Der Fächer lag erst einmal einige Wochen unter dicken Stapeln von alten Zeitschriften des WurzelPrinzGemahls, damit das Papier glatt wurde. Praktischerweise konnte man das Papier ganz einfach von den Holz-Rippen abziehen.
Den halbwegs glatten Papierfächer habe ich dann mit Bleistift-Linien versehen und mit Bleistift den gewünschten Text (dazu weiter unten mehr) aufgeschrieben:



Sobald die Bleistift-Schrift so war, wie ich sie haben wollte - mit allen benötigten Schnörkeln und in der gewollten und gewünschten Gleichmäßigkeit - rückte ich dem Fächer mit einem Tusche-Stift zu Leibe. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:




Zum Text, der auf dem Fächer steht.
In dem ersten Band von The Invisible Library gibt es einen Märchentext. Den hatte ich rausgesucht mit der Intention den Fächer damit zu beschriften. Letztlich wäre der Text aber zu kurz für den Fächer gewesen.
Zweite Idee war etwas von Arthur Conan Doyle zu nehmen, da die Figur Irene Winters Sherlock Holmes sehr mag. Da hätte ich dann natürlich das Original in englischer Sprache genommen.
In meinem Hinterstübchen drängte sich dann aber die Idee auf, dass die deutsche Sprache so reich ist und es so viele Schriftsteller mit tollen Texten im Deutschen gibt. Ich habe dann kurz überlegt etwas aus "Faust" zu nehmen - da erschlug mich die Idee schlechthin:
Von Stefan Zweig aus der Schachnovelle könnte ich doch etwas nehmen. Das Buch wurde aus dem Schrank geholt und geblättert - siehe da, die gesuchte Stelle war enorm schnell gefunden. Der Protagonist der Geschichte innerhalb der Hauptgeschichte (Doktor B) ist ein Intellektueller, der von Faschisten in Isolationshaft gehalten wird. In seiner Gefangenschaft kommt es zu der Szene, dass er geistig völlig verhungert die Möglichkeit hat, ein Buch zu stehlen. Das Buch wird von ihm erst nicht gelesen, er setzt all seine Hoffnung in den Inhalt und kostet die Idee aus, was in dem Buch stehen könnte. Als er das Buch dann endlich aufschlägt, da trifft ihn die Enttäuschung wie ein Schlag: Es ist eine Sammlung berühmter Schachpartien.
Ich selbst habe das Buch vor wenigen Jahren erst gelesen (und zum Glück nicht in der Schule) und bin immer noch restlos begeistert von dem Buch, der Stimmung und der Art zu Erzählen.
Ich habe also die Szene, in der Doktor B das Buch entdeckt, stiehlt und in seine Zelle rettet bis hin zur Enttäuschung als er entdeckt, was der Inhalt des Buches ist auf den Fächer geschrieben.
Ich habe es nicht so geplant aber es ging perfekt so auf: Als Doktor B realisiert, dass er die Möglichkeit hat an ein Buch zu kommen, da steht im Text: "Mir begannen die Knie zu zittern: ein BUCH!" Das Wort BUCH ist wirklich völlig groß geschrieben im Roman. Und genau dieses Wort schaffte es per Zufall genau in die Mitte des Fächers.
Warum passt denn nun dieser Text auch noch so gut zum Kostüm? Fängt man das erste Buch von G. Cogman an zu lesen, erfährt man in den ersten Absätzen, dass Irene Winters gerade ein Buch gestohlen hat! Damit begeht die Protagonistin genau das gleiche Verbrechen wie Doktor B in der Schachnovelle (natürlich zu völlig anderen Zwecken und natürlich mit völlig anderem Inhalt).


Final habe ich dann die Rippen wieder in das Papier eingefädelt und die äußeren Kanten an den Holzlamellen festgeklebt.

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