Freitag, 29. April 2016

Zwei Wappen für ein Larp

Erstellungsdatum: irgendwann 2015 und Anfang Januar 2016


Anfang April 2016 haben der WPG und ich ein Larp für Freunde ausgerichtet. Schon im Vorfeld brauchten wir ein Wappen für ein Lehen, um das es auf dem Larp ging. Auf dem Flyer zum Larp und auf diversen IT-Schriftstücken, die schon vor dem Larp an die Adressaten zugestellt werden mussten, tauchte das Wappen auf.

Alle Heraldik-Kundler und Wappenkundler sollten jetzt besser wegsehen. Dieses Wappen ist wirklich nur für Larp gedacht und hat mit realer Heraldik nichts am Hut. Einem echten Heraldigkundler rollen sich vermutlich die Zehennägel auf.


Das Wappen ist zweigeteilt. Die obere, linke Seite zeigt das Zeichen des Gottes Ucuri (für alle DSA Spieler: Ich rede hier von unserem eigenen Götter-Pantheon im Larp-Land Aremia, hier bereits vorgestellt).
Die untere, rechte Seite zeigt eine Mine. Da habe ich es mir einfach gemacht und mir das Wappen der Stadt Sprockhövel als Vorbild genommen. In dem Lehen, zu dem das Wappen gehört, gibt es eine Kupfermine. Also haben wir die Steine am Eingang der Mine rot gesetzt. Nun hatten wir also schwarz (Mine), weiß (Werkzeug), gelb (Ucuri-Zeichen) und rot (Eingangssteine der Mine) im Wappen. Ein Wappen hat ja üblicherweise nicht zu viele Farben. Deswegen haben wir dann auch rot und gelb als Hintergründe für das Wappen genommen.

Dann haben wir noch ein zweites Wappen gebastelt.
Ich rede im Übrigen immer von "uns", da der WurzelPrinzGemahl und ich das Larp gemeinsam vorbereitet haben. Und auch wenn ich die Wappen am PC entworfen habe, geistige Arbeit ist von uns beiden eingeflossen.
Das zweite Wappen ist das ältere Wappen. Als dieses Wappen genutzt wurde, da trug das Lehen noch einen anderen Namen und andere Dinge waren wichtig im Lehen. Eine der wichtigen Sachen war ein Baum. Dieser ist in dem alten Wappen dargestellt (. Hier finden nun die Farben grün und braun Einfluss.
Der Baum ist dem Baum aus dem Wappen der Gemeinde Oersdorf nachempfunden.


Gezeichnet habe ich die Wappen mit Inkscape. Ich finde Inkscape übersichtlich und für den Hausgebrauch sehr gut ausgestattet. Fast alles, was ich am PC zeichne geschieht mit Inkscape.

Die beiden Wappen gaben auf dem Larp und auch im Vorfeld schon Hinweise auf gewisse Punkte in der Geschichte des Lehens. In die Deko ist ziemlich viel Hirnschmalz geflossen - wir selbst mögen auf Larp, wenn es stimmig ist und tatsächlich Gedanken hinter den vorhandenen Sachen stecken. Also gehen wir mit dem Anspruch, es auch genau so handzuhaben, an die Organisation eines Larps heran. Im Spiel hat sich ja auch jemand Gedanken über die Sachen gemacht, die er geschaffen hat - dementsprechend muss die Orga/das Bastelteam das auch tun.

Hier sieht man, was man alles mit solchen Wappen auf Larp anfangen kann, in diesem Falle haben wir einen Kuchen bei einer Konditorei in Auftrag gegeben. Dieser Kuchen war ein Geschenk von mir an die Spieler, da ich knapp vor dem Larp meinen Geburtstag hatte.


(Der Kuchen ist NICHT von mir gebacken und die Deko ist auch NICHT von mir - ich möchte hiermit nur zeigen, wofür man so ein Wappen auf Larp auch gebrauchen kann ;) )

Freitag, 22. April 2016

Komein - Ein Mokoscha-Schrein für ein Larp

Erstellungsdatum: 06. Februar und 08. April 2016


Vom 8. bis zum 10. April haben der WurzelPrinzGemahl und ich ein Larp für Freunde organisiert. In den Monaten davor haben wir jede freie Minute in die Basteleien für dieses Larp gepackt.
Das Larp trug den Namen "Komein I - Ansprüche" - wer nach weiteren Beiträgen zu Komein (Ausgesprochen: Komain) sucht, für den habe ich in den Labels einen entsprechenden Eintrag vorgesehen.


Bei dem Larp ging es darum, dass ein Spielercharakter zur Ritterin geschlagen wurde. Nun musste diese Dame ihr Lehen noch in Besitz nehmen. Doch wer wären wir, wenn wir ihr da nicht Steine in den Weg legen würden? Es gab einen großen Makel am Lehen, der erst behoben werden musste, damit sie das Lehen dann ihr eigen nennen konnte. Der Plot bestand aus diversen Elementen, die nicht stringent aneinander gereiht werden konnten. Unser Konzept für das Larp bestand darin, dass wir die NSC Figuren gut ausgearbeitet haben und in die Hintergrundinformationen für diese Figuren viel Wissen gepackt haben. Nur in Kombination mit anderem Wissen und zum Teil auch Gegenständen konnten dann die diversen Plotstränge gelöst werden. Zudem war das Larp darauf ausgerichtet, dass eben nicht alles gelöst werden konnte - alleine, weil es dermaßen viele Informationen gab, die in den NSC-Figuren steckten. In einem bewohnten Ort ist es einfach nicht möglich innerhalb eines Larps ALLES herauszufinden, JEDES Problem zu lösen und JEDEN NSC-Charakter bis an die Grenze des Wissens auszuforschen (Zur Erinnerung: Ein Larp dauert üblicherweise von Freitags Abends ca. 21 Uhr bis Sonntag Nacht/früh, wenn alle ins Bett gehen).

Ein wichtiger Bestandteil unseres Plots war ein Schrein für eine Gottheit, die Gottheit über das Handwerk und den Handel: Mokoscha (für alle DSA Spieler: Ich rede hier von unserem eigenen Götter-Pantheon im Larp-Land Aremia, hier bereits vorgestellt.)


Der Schrein wurde von einem Geweihten auf der Durchreise vor einigen Jahren errichtet. Da der Geweihte nicht gerade handwerklich geschickt war, sondern vielmehr die Handels-Seite von Mokoscha verinnerlicht hatte, sah der Schrein entsprechend einfach aus.
Hintergrund: Der WPG und ich sind handwerklich nicht sonderlich begabt und wir haben weder die Materialien, um großartig Holz zu bearbeiten, noch hatten wir die Zeit, mehr aus dem Schrein zu machen.

IT haben wir den Schrein und sein Aussehen dann entsprechend an die dem Geweihten kaum zur Verfügung stehende Zeit und seinem handwerklichen Ungeschick untergeschoben. Zudem stand der Schrein auch einige Jahre in Wind und Wetter.
Angedacht war, dass wir den Schrein im Herbst 2015 bauen und dann den Winter über draußen stehen lassen - und etwas mit Moos-Spray verschönern. Wir haben im Herbst 2015 nicht gebastelt und so mussten wir improvisieren. Wir haben sehr lange gebraucht, um unsere Anfangsidee in etwas für uns umsetzbares umzustricken. Der Schrein musste einen doppelten Boden im Sockel haben. In dem Freiraum dann steckte das Tagebuch des Geweihten - der gute Mann war zu Tode gekommen und seine Aufzeichnungen halfen den Spielern dabei, Teile des Plots zu lösen - unter anderem auch den Mord an dem Geweihten.


Die beiden Böden bestehen aus ca. 5 cm dicken Baumscheiben. Der Vater der Gnomität hatte per Zufall Holzfäller in der Nähe und hat denen dann zwei Scheiben abgeschwatzt. Man sieht: Ich baue echt alles und jeden ein in Larp-Vorbereitungen - gut, ich hatte auch in meiner Verzweiflung im Februar 2016 angefangen meinem Vater die Situation zu schildern und zu fragen, wo wir denn bitte schöne, wenig bearbeitete Baumscheiben oder Ähnliches herbekommen könnten. Diese Scheiben haben der WPG und ich dann aufeinander geständert und mit diversen Rindenstücken verbunden. Dadurch wirkte der hohe Sockel "gewollt". Die Rinde hatte noch einen weiteren Zweck: Der Hohlraum sollte nicht sichtbar sein aber es musste ja eine Stelle geben, an der der Mokoscha-Geweihte sein Tagebuch in den Hohlraum geschoben hat. So haben wir einmal ein breites Stück Rinde abknickbar gestaltet und ein weiteres Rindenstück herausziehbar unter anderen Rindenstücken eingeklemmt. Dadurch entstand ein Loch, groß genug, um bequem in den Hohlraum greifen zu können und dort etwas unterzubringen.
Hätte sich einer der Spieler die Stücke genau angesehen, hätte er an diesen Stellen feststellen können, dass dort keinerlei Nägel eingeschlagen waren.

Hier ist in einem Bild kurz dargestellt, was ich oben als Text versucht habe zu erklären. Die untere Baumscheibe wird komplett vom Moos und den Rindenstücken verborgen.



Die Höhe des Schreins beträgt 60 bis 70 cm. Ein "Wegekreuz" als Schrein sozusagen.
Der WPG und die dritte SL im Bunde haben den Schrein schön in freier Wildbahn aufgestellt und mit Moosplatten auf dem Boden umgeben. Er hatte wirklich den Charme von: "Der steht schon seit Jahren da"

Das Dach des Schreins ist an zwei halben Aststücken angebracht, die wiederum mit den beiden Sockelplatten verbunden sind. Das Dach selbst besteht aus halben Aststücken, die wir auf Konterlattung aufgenagelt haben. Damit das Dach einigermaßen wetterfest wurde, haben wir es von unten mit heißem Wachs bestrichen. Wir haben darauf geachtet nur solches Material zu verwenden, dass auch dem Mokoscha-Geweihten innerhalb der Spielewelt zur Verfügung stand. Wir wussten ja nicht, wie stark die Spieler den Schrein auseinander nehmen würden.

Als Dachfirst haben wir Rinde aufgenagelt, um die Enden der halben Aststücke zu verbergen - ein wenig hübsch sollte das Teil ja schon sein.



Zum Glück gab es vor Ort jede Menge Moos, so dass wir den Schrein noch etwas bemoosen konnten. Es war die Aufgabe eines speziellen Spielers, den Schrein im Spiel zu reinigen (bei manchen Figuren hat man als Orga/SL echt Glück: Die machen sowas, ohne dass man es ihnen aufträgt. Figuren mit eigenem Antrieb sind schöne Figuren für das eigene Larp). Da musste er auch Verunreinigungen, also Moos entfernen. Wenn man etwas am Moos zupft und es soll den Charme haben, festgewachsen zu sein, dann kann man es nicht einfach so auflegen. Aus dem Grund haben wir das Moos an den Schrein geklebt. Ich war dabei, als der Schrein das erste Mal in Augenschein genommen wurde und natürlich hat jemand am Moos gezupft. Als er dann merkte, dass das Moos sich nicht sofort lösen ließ, hat er seine Untersuchung diesbezüglich aufgegeben.

An einem der Dach-Aufständer-Hölzer hatten wir "innen" noch etwas Kupfer-Zier angebracht. Kupfer deswegen, weil es auf dem Larp eine wichtige Rolle spielte. Auch gab eines der Kupferteile einen weiteren Hinweis, den man verfolgen konnte.


Klar, man kann sagen: Der Schrein ist nicht hübsch.
Ist er auch nicht.
Aber ich bin dennoch stolz darauf, dass alles, was wir an Ideen hatten, irgendwie umgesetzt wurde und letztlich auch aus einfachen Materialien hergestellt werden konnte.

Im nachfolgenden Bild sieht man den Umschlag von dem Tagebuch des Geweihten. Der Mann war ja nicht doof und hat sein Buch vor Wind und Wetter geschützt - selbst wenn man als Reisender unterwegs ist, sollte man Bücher und Schriftstücke vor Nässe schützen.



Das Buch steckt hier nicht mehr in dem Wachstuch, es behält aber seine Form.
Das Wachstuch haben wir auch selbst hergestellt: Erstmal wurde ein Stück Baumwolltuch in Tee gefärbt. Nach dem Trocknen haben wir es dann durch flüssiges Wachs gezogen und austropfen lassen. Damit es benutzt aussieht, habe ich es mehrfach geknüllt, bis es kaum eine Stelle ohne Risse gab. Als das Buch dann fertig war, haben wir es in das Wachstuch eingeschlagen und das Tuch mit dem Föhn bearbeitet: Heiße Sommer lassen Wachs schmelzen und Wachstuch wird ja ebenfalls von Hitze/Wärme beeinflusst. Das führte letztlich dazu, dass das Tuch fest um das Buch schloss und die Spieler auf dem Larp erst Hemmungen hatten, das Wachstuch zu beschädigen. Zum Glück siegt da immer die Neugierde.
Das Wachstuch hat so gut geschlossen, dass wir sogar Wasser darüber gießen konnten und es passierte dem Buch nichts: Mission erfüllt!

Schrein und Wachstuch wurden nach dem Larp noch vor Ort entsorgt. Sie hatten ihre Zwecke erfüllt und unsere Wohnung ist bei weitem nicht groß genug für einen Mokoscha-Schrein.

Was und stark verwundert hat:
Die Spieler haben den Schrein von dem ersten Standort fortbewegt. Sie haben das Stück am Dach durch die Gegend getragen und wir, die Bastel-Crew, hatten die Befürchtung und gleichzeitig Hoffnung, dass unser Stückwerk dabei zu Bruch geht: Sich etwas löst, das ganze Teil auf den Boden knallt...
Es ist nichts passiert. Gar nichts. Die haben den Schrein an einem Stück über einige zig-Meter transportiert. Damit haben wir nicht gerechnet.
Es hat dann auch noch einige Zeit gedauert, bis dann der Hohlraum bemerkt wurde. Dann allerdings nahm in diesem Plotstrang die Spiel-Aktivität an Fahrt auf.

In den nächsten Wochen werde ich noch einiges vorstellen, was der WPG und ich für dieses eine Wochenende gebastelt, geschrieben und genäht haben. In dem Larp stecken gut zwei Jahre Vorbereitungszeit. Die erste Idee gab es im Sommer 2014. Seit dem Herbst 2014 gab es Plot-Arbeiten. Der Plot wurde vor Allem im Mai/Juni 2015 und im September/Oktober 2015 ideentechnisch entworfen. Ausgearbeitet wurde der Plot dann vor allem seit Weihnachten 2015 bis zu den Tagen des Larps selbst. Seit Dezember 2015 steckte fast jede freie Minute in dem Larp, die der WPG und ich hatten.
Und jetzt sind wir froh, dass es vorüber ist und wir wieder Wochenenden und Feierabende voller freier Zeit und ohne "wir müssen noch XYZ basteln" Stress vor uns stehen - wer einmal ein Larp organisiert hat, der weiß, wovon ich rede ;)

Nichts desto trotz war das Larp schön. Es hat viel Spaß gemacht zu sehen, was aus unseren Ideen wurden, wie sich die NSC Figuren entwickelt haben und was die Spieler alles herausgefunden haben und was auch eben nicht.

Freitag, 15. April 2016

Von Schwarzmagiern und Dieben - Charakterzeichnungen

Meine Zeichen-Leidenschaft habe ich früher primär an der Gestaltung von DSA-Charakter-Bildern/Skizzen ausgetobt.

Alle Bilder sind mit Bleistiften und (fast) alle sind auf DIN A4 Papier gezeichnet, was man auch sehr gut an den Bleistiftschatten auf dem eigentlich weißen Papier sieht.


Dies ist die Charakterskizze für einen Freund: Ein Schwarzmagier aus Fasar, der es schafft sich in jeder Gruppe mehr oder minder unbeliebt zu machen, dessen Ruf als Held ihm aber weit vorauseilt.

Bei der jungen Dame sollten die langen Ärmel die Notwendigkeit von Hand-Zeichnungen erübrigen - es sieht aber einfach doof aus. Sie ist eine Diebin, die nicht vorsichtig genug war und in Ränkespiele geriet. Jetzt lebt sie ohne Erinnerung an ihr voriges Leben irgendwo in barbarischen Landen.


Die letzten Wochen habe ich viele "Lückenfüller" gezeigt. Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig, ganz im Gegenteil: Ich habe sehr sehr viel gebastelt, geplant und gemacht. Am letzten Wochenende haben der WPG und ich ein Larp für Freunde ausgerichtet. Die dafür gebastelten Sachen konnte ich hier natürlich nicht vor dem Larp zeigen...
In den nächsten Wochen werde ich diese Sachen vorstellen und ihre jeweilige Geschichte erzählen.

Freitag, 8. April 2016

Mein erster richtiger Rock - Gewandung für ein Burgenfest

Erstellungsdatum: 2000


Es war 1999 und meine Eltern schleppten mich auf ein Burgenfest mit. Ich hatte keine Lust, die Fahrt dahin war lang und die Übernachtung in dem wirklich kleinen Ferienhaus meiner Großeltern hasste ich. Ich mochte die Burgen ohnehin viel lieber, wenn keiner außer mir da war. Burgenfest hörte sich nach Pulk an Leuten an - ich hatte schlicht und einfach gar keinen Bock.

Auf der Fest-Burg angekommen merkte ich schnell, dass Burgenfest ja doch Spaß machte. Es wurde gute Musik gespielt und ich unterhielt mich mit einer der Spieltruppen - als ich dann ein paar Jahre später Larp für mich entdeckte kapierte ich erst, dass ich mich damals mit den Streunern unterhalten hatte.
Meine Eltern wollten eigentlich nur an dem Samstag zur Burg runter aber ich selbst bin dann auch noch mal sonntags hin. Und an eben diesem Sonntag merkte ich, wie schäbig es war in Khaki-Shorts und used Tshirt rumzulaufen auf einem Mittelaltermarkt/Burgenfest.

Ich setzte mir also in den Kopf, dass ich für das nächste Jahr ein Kostüm brauchte. Ein Kleid sollte es sein, genau so wie "Rabe" (die Dame der Streuner) eines hatte. Und dass es im nächsten Jahr wieder auf das Burgenfest gehen würde stand für mich außer Zweifel. Notfalls wollte ich mit meinen Großeltern alleine in die Vulkaneifel fahren.

Dank meiner Begeisterung und meines Traums von einem eigenen Kleid, nahm meine Mutter mich nähtechnisch an die Hand. Das war das erste Mal nach sehr langer Zeit, dass ich wieder etwas nähte und sollte für ein paar Jahre auch das einzige Mal bleiben. Ich selbst habe auch nicht sonderlich viel an dem Rock getan, meine Mutter hat mir die Unterschiede zwischen Stoff und Stoff (Material etc.) erklärt, wir haben ein Schnittmuster halb kopiert, halb selbst erstellt und meine Mutter hat mich angeleitet, wie ich was zu nähen habe, damit es passt. Vliseline habe ich kennen gelernt und das Annähen von gut 20 Knöpfen habe ich bewerkstelligt. Knöpfe annähen mochte ich damals ziemlich - ich hatte ein paar Knopfbilder in der Zeit davor verbrochen.

Schließlich war der Rock fertig. ich habe viel geflucht (meine Mutter auch), da der Stoff ziemlich rutschig war und viele Nerven kostete.
Dass es letztlich ein Rock wurde und kein Kleid lag an meiner Idee, dass ich doch kein Burgfräulein sondern lieber etwas bodenständigeres darstellen wollte.


Die Carmenbluse holten meine Mutter und ich in der Stadt in einem Laden. Und dann hatte mich das Mittelalter-Fieber komplett gepackt:
Ich habe ein Haarnetz selber geknotet. Dazu habe ich diverse Fäden auf ein Kissen gesteckt und mit einer Art Makramee-Technik miteinander verknotet. Ein Band um die Stirn zum Abschluss war schnell geflochten und meine Haare waren auch gebändigt.

(Das Palästinenser-Tuch, welches ich als "Schultertuch" nutzte (siehe Bild) hatte ich von einer Freundin geschenkt bekommen.)

Ich war zudem im Besitz eines Perlenwebrahmens (als Karl May und Indianer-Fan war das eine Pflicht!) und habe mir ein Halsband gewebt.
Für ein einfaches Burgenfest habe ich echt viel Arbeit in das Gewand gesteckt.

Das Burgenfest kam und ich gewandete mich. Als ich alleine über das weitläufige Gelände streifte und die anderen Gewandeten bewunderte, in meinem Kopf Notizen machte was ich alles noch selber an Accessoires herstellen könnte, da erschallte von hinter mir ein Ruf:
"Holde Maid! Sind das etwa silberne Fäden in Eurem Haar?" Ich drehte mich um und stand vor einer Handvoll Herren, die allesamt älter als ich waren und allesamt in wundervolle Gewandungen gekleidet waren. Sie erinnerten mich stark an die Truppe aus Robin Hood (meinem damaligem Lieblingsfilm), selbst ein Mönch war dabei.
Ich habe dann versucht in der Rolle der Dame zu antworten, die ich darstellen wollte. Ich fand es großartig, dass ich von den Erwachsenen für voll genommen wurde und bin eine Weile mit ihnen über die Burg gestreift. Wir kamen dann von den Kostümen auf die Herstellung und ich erfuhr, dass diese Jungs allesamt Liverollenspieler waren. Mit großen Ohren lauschte ich ihnen und nahm mir vor, dass ich dieses Spiel auch einmal spielen müsse.

Als ich dann drei Jahre später mit dem Larp anfing, da musste ich immer wieder an diese Truppe denken. Schwer fiel mir das nicht, denn zu meiner ersten Larp-Gewandung gehörten der Rock, die Bluse, das Haarnetz und das Halsband vom Burgenfest.

Ich habe den Rock geliebt und lange noch getragen, zum Glück war ich 2000 schon ausgewachsen, so dass es ohne Probleme möglich war. 2012 dann habe ich den Rock schweren Herzens dann weggeworfen. Er war dünn getragen und hatte diverse Flickstellen. So langsam sah man ihm sein Alter an und jedes noch so kunstfertige Flicken erzeugte weitere Schwachstellen. Zudem war ich in die Breite gewachsen und passte nicht mehr hinein. Es tat echt weh, das gute Stück weg zu tun aber in meiner Wohnung war kein Platz für Nostalgie.

Aus diesem Grund sind die Fotos hier und heute auch alle eher schlecht als gut. Da ich 2000 fotoscheu war, haben meine Eltern auch nur ein einziges Foto auf dem besagten Burgenfest machen können (das Bild ist dann auch nicht digital fotografiert sondern eingescannt, daher die noch viel schlechtere Qualität als sonst die schlechten Fotos hier im Blog haben). Heute bereue ich es, denn viele Erinnerungen werden durch Bilder aufgefrischt.

Die nachfolgenden Fotos hat mein Freund (der jetzige WurzelPrinzGemahl) etwa 5 Jahre nach Entstehung des Rockes gemacht. Das Barrett und das Mieder sind ebenfalls selbst genäht, auf sie werde ich zu gegebener Zeit noch einmal eingehen, versprochen!


Freitag, 1. April 2016

Ich will ein Ballkleid - das "Weiße, Schlichte"

Erstellungsdatum: Herbst 2010

Ich hatte mir einmal vorgenommen, dass ich zu jedem Tanzball ein neues Kleid haben wollte - oder zumindest ein Ballkleid nicht mehr als zwei-drei Male tragen wollte. Ich besuche nur Larp-Tanzbälle mit historisierenden Tänzen, das wär vielleicht wichtig zu erwähnen.
Inzwischen trage ich einige Ballkleider aber auch häufiger. Es wäre zu schade die schönen Kleider verstauben zu lassen und ich habe auch nicht mehr die Zeit, mir jedes Jahr ein neues Ballkleid zu nähen.


Ich hatte mir einen dünnen weißen Stoff mir ganz feinem Blatt-Muster gekauft und in den Kopf gesetzt, dass da mein drittes Ballkleid draus werden musste.
Als Schnittmuster habe ich Simplicity 9891oder 4940 verwendet. Welcher es genau war, weiß ich nicht mehr. Die beiden Schnitte sind sich ja aber auch sehr ähnlich...


Anstelle eines Reißverschlusses habe ich jedoch eine Schnürung eingesetzt und dahinter eine Blende. Davon gibt es keine Bilder, denn der Stoff kräuselt sich so unschön an der Schnürung entlang, dass ich das hier nicht zeigen mag.


Da mein Larp-Charakter eher bunt angezogen ist, habe ich viele bunte Perlen an den Ausschnitt gesetzt und in Richtung Taille immer weniger werden lassen. Die Haupt-Nähte vorne sowie die Ränder und Säume habe ich mit goldener Posamentborte versehen. Gefüttert ist das Kleid mit weißem Futterstoff.
Der Gürtel ist aus einem braun-gemusterten Strech-Stoff. Ein Metallelement und viele goldene Perlen sind auf dem Gürtel. Der Gürtel wird im Rücken mit drei Knöpfen geschlossen.


Als Handtasche hatte ich mir einen einfachen Zugbeutel genäht.
Mühe habe ich so einige in das Kleid gesteckt aber der Stoff ist undankbar. Er kräuselt sich, egal ob er nun gebügelt ist oder nicht. Mir ist auf dem ersten Ball mit dem Kleid die Lust auf selbiges vergangen. Ich habe es dann nochmal auf einem Larp als NSC getragen aber das hat die ursprüngliche Liebe nicht wieder entfacht.
Ich habe das Kleid abgegeben. Zum wegwerfen finde ich es dann doch zu schade.