Erstellungsdatum: April 2009
Früher habe ich viel und häufig über Geschichten gebrütet. Ich habe einiges zu Papier (in meiner Prä-Computer-Zeit) und zu Datei gebracht. Während der letzten Jahre hat der Schreib-Elan stark nachgelassen, zumindest was Geschichten und Gedichte betrifft.
Die nachfolgende Geschichte beruht auf der Idee etwas in einer Perspektive zu schreiben, die ich davor noch nicht ausprobiert hatte. Thematisch bewegt sich das Ganze im Rahmen eines DSA Settings in der Gladiatoren-Arena in Al'Anfa. Später habe ich die Geschichte angepasst auf ein antikes, irdisches Setting. Hier präsentiere ich jedoch das Original. Der Unterschied zwischen den beiden Versionen ist nicht groß, nur wenige Worte mussten abgewandelt werden. Die Geschichte werden auch nicht DSA-Kenner verstehen.
In meinen Geschichten spielen zumeist (charakter-)starke Frauen die Hauptrolle und auch wenn die Perspektive einem Leser zunächst vorgaukeln mag, dass die Figur männlich sei: Sie ist weiblich.
Ruhm
Das Tor
öffnet sich vor dir.
Aus
schmalen Augenschlitzen versuchst du nach vorne zu sehen. Trotz der
Vorsichtsmaßnahme bist du geblendet. Stickige und heiße Luft drückt
sich dir entgegen. Die erfrischende Kühle verschwindet hinter dir -
dorthin, wo du herkommst. Erwartungsvolle Stille hat sich
ausgebreitet.
Deine
Augen gewöhnen sich an die Helligkeit. Es ist das Licht der Sonne,
das auf den hellen Sand fällt. Er ist schon dunkler als noch vor ein
paar Stunden. Das Blut der Gefallenen aus dem Kämpfen hat ihn
gefärbt.
Ein
tiefer Atemzug noch. Du betrittst die Arena.
Das
Brausen der applaudierenden Menge kommt auf. Es ist ein Sturm, der
über dich hinwegfegt. Die Rüstung wird warm in der Sonne und die
heiße Luft gibt ihr Übriges dazu. Der Schweiß strömt dir jetzt
schon über die Haut. Nur keine Schwäche zeigen. Sie lieben dich, du
bist abhängig von ihnen. Nur durch deine Kraft hast du es soweit
gebracht aber nur durch ihr Wohlwollen stehst du hier. Ihre Neigungen
sind wechselhaft. Heute noch Held, morgen schon Opfer. Wer weiß, was
der heutige Tag bringt.
Du
verneigst dich vor den Logen der Granden, der Mächtigen der Stadt.
Sie alleine haben die Macht über dich. Deine Ehrerbietung gilt vor
allem deinem Herrn. Er ist dein Lebensinhalt.
Hinter
dir hörst du ein Knarren und du drehst dich langsam um, die
Mächtigen in deinem Rücken wissend. Das zweite Tor hat sich
geöffnet und sie steht da. Deine Gegnerin heute.
Sie ist
dir nicht unähnlich, ist ebenfalls eine Sklavin und kämpft auf
Befehl ihres Herrn. Eure Herrn haben eine persönliche Fehde
miteinander auszumachen und schicken euch in die Arena dafür.
Du
schreitest auf die andere Seite der Arena, lässt ihr die
Möglichkeit, sich vor ihrem Herrn zu verbeugen.
Es wird
still. Das Volk will euch kämpfen sehen. Es will Blut sehen. Hohe
Wetten sind abgeschlossen worden und du weißt, es geht um die Ehre
deines Herrn. Und um sein Wohlwollen.
Alles
oder Nichts.
Ruhm oder
Schande.
Leben
oder Tod.
Deine
Gegnerin wendet sich dir zu. Ihre Hände werfen sich die Bola zu, den
sie als erstes nutzen wird. Unter ihrer dunklen Haut bewegen sich
geschmeidig die Muskeln und sie wirkt wie eine Raubkatze. Leicht
geduckt und dich mit kalten Augen musternd, kommt sie auf dich zu.
Sie ist ganz gekleidet, wie man es von diesem Volk erwarten würde
und es ist eine Verspottung. Sie trägt nur wenig Leder und Fell, so
dass ihre Brust und ihre Scham sowie ihr Gesäß bedeckt sind. Alles
andere ist unbedeckt. Man traut dir nicht zu, sie ernsthaft zu
verwunden. Dein Herr wird verspottet: Sein Gladiatorenhaus ist nicht
in der Lage richtige Kämpfer auszubilden.
Deine
Kleidung soll ähnliches Bewirken. Deinem Herrn allerdings scheinst
du etwas wert zu sein, denn du weißt das eisenverstärkte Leder an
deinen Armen und Beinen. Deine Rüstung ist zwar mit Leder verkleidet
aber auf deiner Haut liegt das sich erwärmende Metall. Du wirkst wie
eine Amazone in deiner Rüstung. Deine Beine sind nur durch die
Schienen wirklich gerüstet, da der Lederstreifenrock kaum Schutz
bietet.
Die
dunkle Katze kommt auf dich zu. Du legst deine Hand noch mal neu um
den Säbel, um dir einen sicheren Griff zu verschaffen. Aufrecht
erwartest du sie.
Ihr
erster Angriff, du wusstest es, ist der mit der Bola. Der Riemen mit
den Gewichten schleudert auf dich zu und du trittst einen kleinen
Schritt auf Seite.
Deine
Gegnerin hat darauf gewartet und springt auf dich zu. Sie schlägt
mit den Händen nach dir und du siehst die Dolche, die sie trägt. Du
versuchst auszuweichen und auf die Distanz zu kommen, die du für
deine Waffe brauchst. Ein Ducken, ein Schritt zur Seite und auf sie
zu. Ihr geschmeidiger Körper folgt deinen Bewegungen und du spürst
den Schmerz, als eine Klinge in deine Schulter fährt.
Jähzorn
erwacht in dir und Überlebenswille. Du hast noch keinen Kampf als
Verlierer verlassen. Dein Leben beweist es. Und ihr Leben ist Zeichen
genug.
Mit einem
Wutschrei entwindest du dich ihr und lässt den Säbel auf sie zu
sausen. Dein Körper legt sich in die Wucht deines Schlages und du
triffst sie. Sie schreit auf und duckt sich unter deiner Klinge weg.
Ihr Bein ist getroffen und ein Fleischlappen hängt davon herunter.
Es scheint nur Haut zu sein, denn sie geht in einen neuen Angriff
über. Du parierst ihren Arm mit der breiten Seite deines Säbels und
weißt, mit ihr wirst du etwas spielen können, bevor du sie
verlieren lässt. Du wirst dem Publikum bieten können, was es
verlangt. Einen Kampf, dessen Ausgang ungewiss scheint aber den du
gewinnen wirst. Dein Herr wird stolz auf dich sein. Sein Gegner wird
die Niederlage hinnehmen müssen. Hier geht es um deinen Ruhm und um
die Ehre deines Herren.
Alle aus
dem Publikum wollen den Kampf verfolgen, weswegen du deine Gegnerin
in die Arenamitte treibst. Es folgen Angriffe, Finten, Paraden und
Ausweichmanöver. Harte Schläge wechseln sich ab mit geschmeidigen
Angriffen. Metall trifft auf Leder und Haut.
Sie
windet sich wie ein Fisch im Netz. Sie weiß, dass du ihr überlegen
bist. Sie versucht ihr bestes. Mit einem Tritt schleudert sie Sand
auf, um dich zu blenden. Du ahntest ihr Vorhaben und hebst deinen
Kopf ein wenig an. Der Sand trifft dich am Kinn als höchster Stelle.
Ihr Angriff nun ist auf deine Blendung ausgelegt und du wendest dich
um, als hättest du den Sand im Auge. Sie faucht und springt zu dir,
beide Dolche zum Stich bereit. Dein Säbel holt sich durch deine
Drehung Schwung und du schlägst ihr das Metall in die Seite.
Sie
röchelt, lässt ihre Arme sinken. Sobald deine Waffe sie nicht mehr
hält, sackt sie auf dem Sand zusammen. Blut strömt auf die Körner.
Mit einem
Tritt gegen ihre Schulter legst du sie auf den Rücken. Weitere
Tritte schleudern ihre Dolche in den Sand. Dein Säbel legt sich an
ihre Kehle. Ihr Atem hebt und senkt ihre Brust. Ihre Augen sind
geschlossen und ihr ist die Verbitterung anzusehen.
Um dich
herum nimmst du nun wieder die Geräusche wahr, die den Kampf die
ganze Zeit begleitet haben. Es ist Applaus und Gejohle. Du hörst
missmutige Rufe heraus und schaust erwartungsvoll zu den Logen. Dein
Herr nickt dir stolz zu. Dein Blick wandert sofort weiter zum
Gastgeber der Spiele, der nun über das Leben deiner Gegnerin zu
entscheiden hat. Wird er die Sklavin seines Gastes in den Tod
schicken oder einen anderen Gast schmähen?
Er selbst
sieht sich um, schaut die Ränge des Pöbels empor. Langsam streckt
er seine Hand vor. Der Daumen ist noch in der Waagerechten.
Unschlüssig schaut er sich um. Es ist das Spiel, was er mit dem Volk
zu spielen weiß. Seine Entscheidung steht bereits fest.
Nach
einigem Warten, während das Volk seine Wahl immer lauter bekannt
gibt, fällt die Entscheidung. Das Volk ist von dir überzeugt - und
der Gastgeber?
Sein
Daumen weist nach unten.
Du
blickst kurz zu deinem Herrn und ein diabolisches Grinsen überzieht
sein Gesicht. Das Gesicht seines Gegners ist nicht zu erkenne. Er hat
nach der Entscheidung seine Loge verlassen, um den Tod seiner Sklavin
nicht mit ansehen zu müssen, um die Schande nicht stärker fühlen
zu müssen.
Du
schaust nun auf sie herab, die durch das Johlen des Pöbels weiß,
was sie erwartet. Dein Säbel liegt auf ihrer Kehle. Du hebst ihn an
und holst aus. Als die Klinge niederfährt, läuft das Blut aus der
Wunde in den Sand. Mit ihm das Leben, das du ausgelöscht hast.
Du
beachtest den leblosen Körper nicht. Du reckst den Säbel in die
Luft und schaust dich um. Eine langsame Drehung um die eigene Achse.
Die Zuschauer jubeln dir zu.
Mit einer
Verbeugung vor den Logen beendest du deinen Auftritt. Heute gehört
der Ruhm dir. Heute gehört das Leben dir. Du hast heute alles
gewonnen!
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