Freitag, 9. Mai 2014

Eine Geschichte - "Ruhm"

Erstellungsdatum: April 2009


Früher habe ich viel und häufig über Geschichten gebrütet. Ich habe einiges zu Papier (in meiner Prä-Computer-Zeit) und zu Datei gebracht. Während der letzten Jahre hat der Schreib-Elan stark nachgelassen, zumindest was Geschichten und Gedichte betrifft.
Die nachfolgende Geschichte beruht auf der Idee etwas in einer Perspektive zu schreiben, die ich davor noch nicht ausprobiert hatte. Thematisch bewegt sich das Ganze im Rahmen eines DSA Settings in der Gladiatoren-Arena in Al'Anfa. Später habe ich die Geschichte angepasst auf ein antikes, irdisches Setting. Hier präsentiere ich jedoch das Original. Der Unterschied zwischen den beiden Versionen ist nicht groß, nur wenige Worte mussten abgewandelt werden. Die Geschichte werden auch nicht DSA-Kenner verstehen.
In meinen Geschichten spielen zumeist (charakter-)starke Frauen die Hauptrolle und auch wenn die Perspektive einem Leser zunächst vorgaukeln mag, dass die Figur männlich sei: Sie ist weiblich.


Ruhm


Das Tor öffnet sich vor dir.
Aus schmalen Augenschlitzen versuchst du nach vorne zu sehen. Trotz der Vorsichtsmaßnahme bist du geblendet. Stickige und heiße Luft drückt sich dir entgegen. Die erfrischende Kühle verschwindet hinter dir - dorthin, wo du herkommst. Erwartungsvolle Stille hat sich ausgebreitet.
Deine Augen gewöhnen sich an die Helligkeit. Es ist das Licht der Sonne, das auf den hellen Sand fällt. Er ist schon dunkler als noch vor ein paar Stunden. Das Blut der Gefallenen aus dem Kämpfen hat ihn gefärbt.
Ein tiefer Atemzug noch. Du betrittst die Arena.
Das Brausen der applaudierenden Menge kommt auf. Es ist ein Sturm, der über dich hinwegfegt. Die Rüstung wird warm in der Sonne und die heiße Luft gibt ihr Übriges dazu. Der Schweiß strömt dir jetzt schon über die Haut. Nur keine Schwäche zeigen. Sie lieben dich, du bist abhängig von ihnen. Nur durch deine Kraft hast du es soweit gebracht aber nur durch ihr Wohlwollen stehst du hier. Ihre Neigungen sind wechselhaft. Heute noch Held, morgen schon Opfer. Wer weiß, was der heutige Tag bringt.
Du verneigst dich vor den Logen der Granden, der Mächtigen der Stadt. Sie alleine haben die Macht über dich. Deine Ehrerbietung gilt vor allem deinem Herrn. Er ist dein Lebensinhalt.
Hinter dir hörst du ein Knarren und du drehst dich langsam um, die Mächtigen in deinem Rücken wissend. Das zweite Tor hat sich geöffnet und sie steht da. Deine Gegnerin heute.
Sie ist dir nicht unähnlich, ist ebenfalls eine Sklavin und kämpft auf Befehl ihres Herrn. Eure Herrn haben eine persönliche Fehde miteinander auszumachen und schicken euch in die Arena dafür.
Du schreitest auf die andere Seite der Arena, lässt ihr die Möglichkeit, sich vor ihrem Herrn zu verbeugen.
Es wird still. Das Volk will euch kämpfen sehen. Es will Blut sehen. Hohe Wetten sind abgeschlossen worden und du weißt, es geht um die Ehre deines Herrn. Und um sein Wohlwollen.
Alles oder Nichts.
Ruhm oder Schande.
Leben oder Tod.
Deine Gegnerin wendet sich dir zu. Ihre Hände werfen sich die Bola zu, den sie als erstes nutzen wird. Unter ihrer dunklen Haut bewegen sich geschmeidig die Muskeln und sie wirkt wie eine Raubkatze. Leicht geduckt und dich mit kalten Augen musternd, kommt sie auf dich zu. Sie ist ganz gekleidet, wie man es von diesem Volk erwarten würde und es ist eine Verspottung. Sie trägt nur wenig Leder und Fell, so dass ihre Brust und ihre Scham sowie ihr Gesäß bedeckt sind. Alles andere ist unbedeckt. Man traut dir nicht zu, sie ernsthaft zu verwunden. Dein Herr wird verspottet: Sein Gladiatorenhaus ist nicht in der Lage richtige Kämpfer auszubilden.
Deine Kleidung soll ähnliches Bewirken. Deinem Herrn allerdings scheinst du etwas wert zu sein, denn du weißt das eisenverstärkte Leder an deinen Armen und Beinen. Deine Rüstung ist zwar mit Leder verkleidet aber auf deiner Haut liegt das sich erwärmende Metall. Du wirkst wie eine Amazone in deiner Rüstung. Deine Beine sind nur durch die Schienen wirklich gerüstet, da der Lederstreifenrock kaum Schutz bietet.
Die dunkle Katze kommt auf dich zu. Du legst deine Hand noch mal neu um den Säbel, um dir einen sicheren Griff zu verschaffen. Aufrecht erwartest du sie.
Ihr erster Angriff, du wusstest es, ist der mit der Bola. Der Riemen mit den Gewichten schleudert auf dich zu und du trittst einen kleinen Schritt auf Seite.
Deine Gegnerin hat darauf gewartet und springt auf dich zu. Sie schlägt mit den Händen nach dir und du siehst die Dolche, die sie trägt. Du versuchst auszuweichen und auf die Distanz zu kommen, die du für deine Waffe brauchst. Ein Ducken, ein Schritt zur Seite und auf sie zu. Ihr geschmeidiger Körper folgt deinen Bewegungen und du spürst den Schmerz, als eine Klinge in deine Schulter fährt.
Jähzorn erwacht in dir und Überlebenswille. Du hast noch keinen Kampf als Verlierer verlassen. Dein Leben beweist es. Und ihr Leben ist Zeichen genug.
Mit einem Wutschrei entwindest du dich ihr und lässt den Säbel auf sie zu sausen. Dein Körper legt sich in die Wucht deines Schlages und du triffst sie. Sie schreit auf und duckt sich unter deiner Klinge weg. Ihr Bein ist getroffen und ein Fleischlappen hängt davon herunter. Es scheint nur Haut zu sein, denn sie geht in einen neuen Angriff über. Du parierst ihren Arm mit der breiten Seite deines Säbels und weißt, mit ihr wirst du etwas spielen können, bevor du sie verlieren lässt. Du wirst dem Publikum bieten können, was es verlangt. Einen Kampf, dessen Ausgang ungewiss scheint aber den du gewinnen wirst. Dein Herr wird stolz auf dich sein. Sein Gegner wird die Niederlage hinnehmen müssen. Hier geht es um deinen Ruhm und um die Ehre deines Herren.
Alle aus dem Publikum wollen den Kampf verfolgen, weswegen du deine Gegnerin in die Arenamitte treibst. Es folgen Angriffe, Finten, Paraden und Ausweichmanöver. Harte Schläge wechseln sich ab mit geschmeidigen Angriffen. Metall trifft auf Leder und Haut.
Sie windet sich wie ein Fisch im Netz. Sie weiß, dass du ihr überlegen bist. Sie versucht ihr bestes. Mit einem Tritt schleudert sie Sand auf, um dich zu blenden. Du ahntest ihr Vorhaben und hebst deinen Kopf ein wenig an. Der Sand trifft dich am Kinn als höchster Stelle. Ihr Angriff nun ist auf deine Blendung ausgelegt und du wendest dich um, als hättest du den Sand im Auge. Sie faucht und springt zu dir, beide Dolche zum Stich bereit. Dein Säbel holt sich durch deine Drehung Schwung und du schlägst ihr das Metall in die Seite.
Sie röchelt, lässt ihre Arme sinken. Sobald deine Waffe sie nicht mehr hält, sackt sie auf dem Sand zusammen. Blut strömt auf die Körner.
Mit einem Tritt gegen ihre Schulter legst du sie auf den Rücken. Weitere Tritte schleudern ihre Dolche in den Sand. Dein Säbel legt sich an ihre Kehle. Ihr Atem hebt und senkt ihre Brust. Ihre Augen sind geschlossen und ihr ist die Verbitterung anzusehen.
Um dich herum nimmst du nun wieder die Geräusche wahr, die den Kampf die ganze Zeit begleitet haben. Es ist Applaus und Gejohle. Du hörst missmutige Rufe heraus und schaust erwartungsvoll zu den Logen. Dein Herr nickt dir stolz zu. Dein Blick wandert sofort weiter zum Gastgeber der Spiele, der nun über das Leben deiner Gegnerin zu entscheiden hat. Wird er die Sklavin seines Gastes in den Tod schicken oder einen anderen Gast schmähen?
Er selbst sieht sich um, schaut die Ränge des Pöbels empor. Langsam streckt er seine Hand vor. Der Daumen ist noch in der Waagerechten. Unschlüssig schaut er sich um. Es ist das Spiel, was er mit dem Volk zu spielen weiß. Seine Entscheidung steht bereits fest.
Nach einigem Warten, während das Volk seine Wahl immer lauter bekannt gibt, fällt die Entscheidung. Das Volk ist von dir überzeugt - und der Gastgeber?
Sein Daumen weist nach unten.
Du blickst kurz zu deinem Herrn und ein diabolisches Grinsen überzieht sein Gesicht. Das Gesicht seines Gegners ist nicht zu erkenne. Er hat nach der Entscheidung seine Loge verlassen, um den Tod seiner Sklavin nicht mit ansehen zu müssen, um die Schande nicht stärker fühlen zu müssen.
Du schaust nun auf sie herab, die durch das Johlen des Pöbels weiß, was sie erwartet. Dein Säbel liegt auf ihrer Kehle. Du hebst ihn an und holst aus. Als die Klinge niederfährt, läuft das Blut aus der Wunde in den Sand. Mit ihm das Leben, das du ausgelöscht hast.
Du beachtest den leblosen Körper nicht. Du reckst den Säbel in die Luft und schaust dich um. Eine langsame Drehung um die eigene Achse. Die Zuschauer jubeln dir zu.
Mit einer Verbeugung vor den Logen beendest du deinen Auftritt. Heute gehört der Ruhm dir. Heute gehört das Leben dir. Du hast heute alles gewonnen!

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