Freitag, 8. August 2014

Schuldig des Verbrechens an Stoffen

Erstellungsdatum: 2006/2007


Ich habe zwar schon im Grundschulalter meine erste Nähmaschine geschenkt bekommen, doch so richtig mit dem Nähen begonnen habe ich 2003, als ich mit Larp anfing. Das wenige Bisschen, das ich als Kind genäht habe, ist schon wieder vergessen und als Teenager hab ich eigentlich gar nichts genäht.
Ich habe Nähtechnisch nie professionell etwas gelernt sondern mir sehr vieles selber beigebracht. Klar war da immer meine Mutter, die gut nähen kann und mir so einiges zeigte aber das ist nichts im Vergleich zu einer fundierten Ausbildung im Bereich Schneidern.

Ich habe von Anfang an als Larper versucht so viele Sachen wie möglich selbst zu nähen. Dabei sind tolle Sachen bei rausgekommen... und nicht so tolle.
Ich hab andere Larp-Anfänger mit einfachen Dingen, wie Tuniken ausgestattet und mehr Masse als Qualität produziert. Von vielen, sehr vielen Kleidungsstücken aus dieser Näh-Anfängerzeit gibt es keine Fotos. Bei manchen finde ich es schade, bei anderen wiederum ist es ganz gut so.
In dieser Zeit habe ich kein einziges meiner Kleidungsstücke meiner Mutter gezeigt. Sie wusste, dass ich viel nähe aber ich hatte den Stolz alles alleine zu machen. Das hat mich auch zur Nacht-Näherin werden lassen, denn tagsüber hat meine Mutter häufig das Nähzimmer belegt. Ich habe auch immer dann exzessiv genäht, wenn meine Eltern im Urlaub waren und ich das Esszimmer (mit komplett öffenbarer Fensterfront zum Garten) Wochen lang belegen konnte. Meine Mutter mag das damals nicht so toll gefunden haben, sie hätte mir ja schließlich wirklich helfen können mit Tipps und Tricks, doch ich selbst sehe meinen Eigenwillen damals als produktiv an: Hätte ich meine eigenen Fehler nicht selbst ausbügel müssen und hätte ich über Probleme nicht selbst nachdenken müssen, stünde ich in Sachen Nähen heute nicht da, wo ich eben jetzt stehe.
Nebenbei hat es Jahre gebraucht und meines zweiten Ballkleides bedurft, dass ich meiner Mutter meine Näherzeugnisse auch zeigen konnte. Vorher hatte ich zu viel Scheu davor, dass sie die Nähte nicht gerade genug findet oder sonst irgendetwas auszusetzen hat.

Heute stelle ich zwei Kleidungsstücke vor, die ich höchstens zwei mal getragen und dann verkauft habe.

Name: blauer Kutscher-/Reitermantel
Schnitt:  frei Schnauze nach grober Orientierung an einem Blusenschnitt aus irgendeiner Burda-Nähzeitschrift aus den 1990er Jahren
Stoff: blauer vermeintlicher Baumwollstoff (die Brandprobe ergab: Da ist doch ein Gutteil Plastik drin)
Idee dazu: Reitermäntel sind toll, ich hab eine Nähmaschine, also los!
Kritikpunkte: Für einen meiner ersten selbstgebastelten Schnitte war es ganz okay. Auf dem Bild sieht der Mantel besser aus als er eigentlich war.

Den Mantelschnitt habe ich weiter ausgearbeitet und mir 2007 einen anderen Mantel genäht, der im Jahr 2013 seine verdiente Ruhe im Müll gefunden hat. Ich habe in dem anderen Mantel Larps überlebt und der Mantel sah sehr mitgenommen aus als ich mich seiner erbarmte, einen Nachfolger nähte und den alten Mantel weg warf.
Der zweite Mantel war aus einem Jeansstoff (lila) und bunten Polyester-Stoffen (weil die so schön fielen). Er war mein erstes Kleidungsstück, das ich gefüttert habe. Den Rockteil habe ich aus unterschiedlichen Bahnen mit Falten genäht, so dass der bunte Stoff unter dem Jeansstoff lag und beim Gehen der bunte Stoff erst richtig sichtbar wurde.

Vorderansicht (mit Hundepopo an der Bildseite):

Rückenansicht: Wie man sieht: Es gibt einfach keine Taille, das Ding war ein Sack

Und bei einer Drehbewegung ging der Rock auf:

Ich hab lange an dem lila-Mantel gehangen und ihn an den Ärmeln und am Kragen bestickt nach etwa einem Jahr. Davon gibt es keine vernünftigen Fotos.


Das zweite Kleidungsstück, das ich vorstellen möchte (eigentlich ja das Dritte) ist eine Carmen-Bluse mit abnehmbaren Ärmeln. Dieses Ärmel-anschnür-Prinzip hatte ich bei der Gewandung einer anderen Larperin gesehen und fand es toll. Meine eigene Bluse habe ich ein-zwei Mal getragen, danach hatte ich keine Lust mehr auf sie.

Name: Schnürärmel-Bluse
Schnitt:  Kopiert von einer gekauften Carmen-Bluse, modifiziert nach "Pi mal Daumen" Prinzip
Stoff: ungefärbter Baumwollstoff
Kritikpunkte: Ich weiß gar nicht so recht, warum ich die Bluse verkauft hab. Kann sein, dass ich das Geld brauchte, um mir andere Stoffe (zum nähen!) kaufen zu können. Oder es war, weil die Bluse so gar nicht zu meinem damaligen Larp-Charakter passte.


Anhand dieser beiden Kleidungsstücke ist mir das erste Mal so richtig klar geworden, was es bedeutet einen Schnitt selber zu erstellen - und sei es nur kopierterweise abzuwandeln.
Letztlich waren es Lehrstücke, die mir gezeigt haben, was Nähen alles an Gefahren birgt (ich hab mir beim Nähen des blauen Mantels die Nadel der Maschine durch den Finger gerammt) und was man durchaus beachten sollte bei der Erstellung von Kleidungsstücken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Sie auf meinem Blog kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Ihre IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.