Freitag, 20. November 2015

Irische Unterschicht für einen Abend - Kostüm für ein Cthulhu Live

Erstellungsdatum: Juli 2012


Im Juli 2012 bin ich recht spontan zu einem Cthulhu-Larp gegangen. Es war ein Ein-Abend-Spiel, sozusagen eine "Taverne" in einem Pub.


Bespielt wurde primär die irische Arbeiter-Schicht (gleichbedeutend mit Unterschicht) in einer englischen Hafenstadt. Mein Charakter war eine Arbeiterin, die nichts zu lachen hatte. Wenn man nach einem harten Arbeitstag in den 1920er Jahren noch auf ein paar Bier in den Pub geht, dann findet man da Erholung und Ruhe - doch nicht, wenn es ein Cthulhu-Larp ist.


Für die Kleidung hatte ich etwa eine Woche Zeit. Ich habe mich gegen das neu-nähen entschieden sondern für das aufbereiten von bereits getragener Kleidung. Neu sollte die Kleidung keinesfalls aussehen.
Also habe ich eine braune Leinenhose genommen, die nicht mehr ganz neu und auch an einigen Stellen dünn getragen war. Von meinem Vater habe ich ein altes Hemd geklaut. Dem Hemd habe ich so einiges angetan:
  • mit schwarzer Tusche Flecken aufgespritzt
  • mit Chlor die üblichen Trage-Kanten noch stärker getragen aussehen lassen (zum Beispiel am Kragen, Manschetten und den Ellbogen)
  • diverse Löcher reingerissen und teilweise wieder vernäht

  • mit einem Feuerzeug Löcher eingebrannt

Da ich ja ohne Handtasche auf das Larp ging aber dennoch Haustürschlüssel und Portemonnai mitnehmen musste, habe ich mir eine Hüfttasche genäht, die ich an den Hosenbund angeknöpft habe. Den Hosenbund habe ich ohnehin für die Hosenträger mit einigen Knöpfen versehen müssen.
Die Tasche ist aus einem braun-roten Leinenstück, das ich noch als Rest hatte. Als zweiten Stoff (der Rest reichte nicht aus) habe ich weißen Baumwollstoff in Schwarztee gefärbt.


Aus dem gefärbten Tee-Stoff habe ich auch ein Haarband genäht (siehe oben).
Zudem diente dieser Stoff als Futter. Ich hatte günstig und gebraucht eine Mütze gekauft. Da die Mütze ziemlich übel roch (Mottenkugel-Geruch gepaart mit einer fiesen Mischung aus Katzenurin-Gestank und Geruch nach altem Schweiß habe ich sie kurzerhand in die Waschmaschine getan. Das Original-Futter in der Mütze und der Lederstreifen an der Stirn waren danach nur noch bröselige Stücke. Also musste ich noch schnell beides austauschen und war froh, dass ich mal irgendwann kleinere Stücke Leder geschenkt bekommen hatte und nun brauchen konnte.


Am meisten Spaß gemacht hat mir das Verschandeln des Hemdes. Ich habe da auf dem Rasen hinter dem Haus gehockt und mit Chlor, Tusche und Feuer rumhantiert wie ein kleines Kind mit Holzsteinen.
Das Larp selber war großartig. Die Pub-Stimmung war toll und es waren gute und nette Mitspieler da. Gerade das Unterschicht-Setting fand ich angenehm. Ich wollte etwas bodenständiges spielen und hatte am Ende des Abends von meinem Chef eine Art Beförderung bekommen: Von einer Befeuerin in einer Destille (der einzige Ort, an dem Frauen in den Destillen arbeiten durften) war ich zu seinen Schlägern hochgestuft worden - Tja, wenn der Boss nicht nur Whisky brennt sondern auch noch eine Unterweltgröße ist.

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